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Ein funktionalistisches Gebäude mit Café
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Inspiration in der niederländischen Architektur
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Vom Architekten Josef Kranz
Ein außergewöhnliches funktionalistisches Café im Brünner Viertel Černá Pole
Als der Architekt Josef Kranz im Jahr 1927 ein Wohnhaus mit einem Café für Josef Špunar entwarf, stützte er sich auf seine Kenntnisse der zeitgenössischen niederländischen Architektur, insbesondere auf die Prinzipien der Avantgarde-Bewegung „De Stijl“. In der Architektur manifestierten sich ihre Ideen in einer abstrakten Komposition rechteckiger Formen und beeinflussten in hohem Maße die weitere architektonische Entwicklung in Richtung des Funktionalismus. Das Haus wird von ihnen als ein System rechtwinkligen Flächen verstanden, die sich durchschneiden und sich nach außen hin öffnen. Die Fassade des ERA-Cafés entspricht diesem voll und ganz, sie wirkt fast wie ein Poster und verweist auf die Inspiration des Autors durch die “grafische” Architektur dieser niederländischen Gruppe.
Das Café wurde zwischen 1928 und 1929 erbaut. Im Erdgeschoss befand sich ein Restaurant, im ersten Stock war ein Café mit Billardtischen und einer Terrasse und im zweiten Stock mit Dachterrasse wohnten die Eigentümer. Das Erdgeschoss des mit Thonet-Möbeln ausgestatteten Cafés wird von der dynamisch geformten Wendeltreppe dominiert. Dieses Element ersetzt im Einklang mit den Ansichten der De Stijl-Bewegung die künstlerische Dekoration des Innenraums ebenso wie die verwendeten Farben der Wände (hellblau, weiß) und des Bodens (roter Xylolith), da der architektonische Raum selbst die Rolle des abstrakten Kunstwerks übernimmt.
Im Jahr 1959 wurde das Café verstaatlicht und als Bierstube betrieben. In den 1970er Jahren wurde das Gebäude von der Universität für Landwirtschaft verwaltet, verfiel und sein Verfall wurde nicht einmal durch die Aufnahme in die Liste der Kulturdenkmäler im Jahr 1977 gestoppt. Zu dessen weiterer Beschädigung, diesmal durch unsensible Umbauten, kam es leider auch nach der Rückgabe an die Nachkommen der ursprünglichen Besitzer im Jahr 1991. Erst der jetzige Eigentümer erhielt mit Hilfe der Bürgervereinigung „Studio 19“ Zuschüsse aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung und aus weiteren Quellen und eröffnete 2011 nach sorgfältiger Restaurierung des denkmalgeschützten Objekts ein Restaurant mit einem Café für Besucher, die zunehmend nicht nur wegen der Architektur selbst, sondern auch wegen außergewöhnlichen gastronomischen und kulturellen Erlebnissen ihren Weg dorthin finden.
Fotogallerie
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